Der Granatapfel

Die Frucht mit den hunderten roten Kernen strotzt vor Antioxidantien – potenten Radikalfängern. 

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Die Frucht mit den hunderten roten Kernen strotzt vor Antioxidantien – potenten Radikalfängern. Diese verleihen ihr den Status als Anti-Aging-Mittel und stecken hinter dem positiven Effekt auf die Prostata. Studien zufolge ist das Kraftpaket auch ein vielversprechendes Mittel in der Prävention und Behandlung von Krebserkrankungen.

Der Name Granatapfel (Punica granatum) ist irreführend, denn genau genommen, zählt die außergewöhnliche Frucht zu den Beeren. Sie wächst auf einem sommergrünen Baum, der fünf bis zehn Meter hoch werden kann. Ursprünglich stammt das langlebige und trockenheitstolerante Gewächs aus Mittelasien, doch bereits seit der Antike breitete sich der Anbau bis in den Mittelmeerraum aus (Spanien, Marokko, Türkei, Ägypten, Tunesien). Auch in unseren Gärten findet sich das eine oder andere Exemplar. In milden Regionen kann der Anbau an geschützten Plätzen, wie an südseitigen Hauswänden, gelingen. Stimmen die Verhältnisse, kann man sich an der aparten Gestalt des Baumes, den leuchtend roten, orangen oder rosa Blüten mit einem Durchmesser von 3 cm und mit viel Glück auch an den Früchten erfreuen. Sie sind gelb bis rot, haben einen Durchmesser von 5 bis 12 cm und können 200 g schwer sein. Unter der dicken Schale enthalten sie bis zu 600 Samenkörner.

Lustfördernd? Für seine wohltuenden Eigenschaften wird der Granatapfel seit Jahrtausenden geschätzt. Im alten Ägypten galt er als Zeichen der Fruchtbarkeit und wurde zur Steigerung von Lust und Potenz eingesetzt. Bis heute hat sich der Mythos gehalten, dass der Granatapfel eine aphrodisierende Wirkung in sich birgt. Fakt ist, dass Granatapfelkerne einige Phytoöstrogenverbindungen enthalten, die den menschlichen Sexualsteroidhormonen ähnlich sind und eine gestörte Durchblutung bei erektiler Dysfunktion verbessern können.

Biochemie

Alle Teile der Frucht weisen bemerkenswerte medizinische Eigenschaften auf (Schale, Saft, Samenkerne) und sind Gegenstand vieler Studien (in-vitro und in-vivo). Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass antioxidative, antikarzinogen und entzündungshemmende Eigenschaften vorliegen. Dafür verantwortlich ist der besondere phytochemische Aufbau der Frucht, bei der bisher über 100 Arten bioaktiver Stoffe definiert werden konnten. Rund 18 Prozent der Granatapfelsamen bestehen aus Öl, das etwa 65 Prozent Punicinsäure enthält. Granatapfelsaft hingegen ist eine gute Quelle für Fruktose, Saccharose, Glukose und Maltose. Ebenso enthalten sind Ascorbinsäure (Vitamin C), Zitronensäure, Fumarsäure und Apfelsäure sowie geringe Mengen aller Aminosäuren, insbesondere Prolin, Methionin und Valin. Sowohl der Saft als auch die Schale sind reich an Polyphenolen, dazu zählen vor allem Tannine und Flavonoide. Ellagitannin ist eine Art Tannin, das bekannt ist für seine antioxidative Wirkung. Weitere Ellagitannine, die sowohl im Granatapfelsaft als auch in der Schale vorkommen, sind Punicalagin und Punicalin. Ebenso Teil des phytochemischen Aufbaus der Paradiesfrucht sind Anthocyane (roter Farbstoff des Saftes), Flavan-3-ole und Flavonole. Alle enthaltenen Flavonoide zeigen antioxidative Aktivität mit indirekter Hemmung von Entzündungsmarkern. Neben der Frucht enthalten auch die Rinde und Wurzeln des Granatapfelbaums Stoffe, die sich für die Gesundheit nutzen lassen. Sie sind reichhaltige Quellen für Alkaloide. Abgerundet wird das phytochemische Profil durch Kalium, Calcium und Eisen.

Infektionen

Der Bedarf an Heilpflanzen als Alternative zu Antibiotika ist groß, da Resistenzen zunehmen. Der Granatapfel ist in diesem Zusammenhang weithin geschätzt für seine antimikrobiellen Eigenschaften bei Viren, Bakterien und Pilzen. Es wurde gezeigt, dass getrocknetes Granatapfelschalenpulver eine starke Hemmung von Candida albicans hat. Darüber hinaus zeigte sich ein positiver Effekt bei Staphylococcus aureus sowie bei Escherichia coli, einem der Hauptverursacher bakterieller Harnwegsinfekte. Der Einsatz zur Prävention und Behandlung von COVID 19 wird untersucht.

Prostata

Granatapfelfrüchte könnten zur Behandlung von Prostatakrebs eingesetzt werden, da sie das Zellwachstum hemmen und Apoptose (Zelltod) auslösen können. Dahinter stecken Polyphenole, welche die Proliferation (Wucherung) eindämmen. Weiters wird berichtet, dass die orale Verabreichung von Granatapfelfruchtextrakt bei Mäusen zu einer signifikanten Senkung des prostataspezifischen Antigenspiegels (PSA) im Serum führte und das Tumorwachstum hemmte. In einer Studie mit operierten oder strahlentherapierten Patienten mit Prostatakarzinom konnte der Anstieg der PSA-Werte durch tägliche Einnahme von Granatapfel wesentlich verlangsamt werden. 


Brust

Untersuchungen zeigten, dass die Polyphenole des Granatapfels antiöstrogene Wirkung besitzen. Das lässt vermuten, dass Granatäpfel einen ernährungsphysiologischen Beitrag zur Vorbeugung von Brustkrebs leisten könnten. Der Effekt dürfte darauf beruhen, dass die Proliferation (Wucherung) der Krebszellen gehemmt wird. 

Lungen

Granatapfelfruchtextrakt kann mehrere Signalwege hemmen, was bei der Behandlung von Lungenkrebs beim Menschen genutzt werden kann. Studien weisen darauf hin, dass Granatapfelfruchtextrakt die Entwicklung von invasiven Tumoren unterdrücken kann. 

Darm

Über die entzündungshemmende Wirkung von Granatapfelsaft bei Darmkrebs berichteten Adams et. al. Untersucht wurden Granatapfelsaft sowie ein Granatapfelextrakt mit einer Konzentration von 50 mg/l. Es besteht darüber hinaus eine günstige Wirkung der Paradiesfrucht auf das Mikrobiom des Darms.


Haut

Granatapfelöl ist in der Lage die Entstehung von Tumoren zu unterdrücken, was Untersuchungen an Mäusen zeigten. Die Behandlung reduzierte beispielsweise die Tumorinzidenz um 7 Prozent und hemmte Hautödeme und Gewebswucherungen. Granatapfelextrakt in verschiedenen Konzentrationen (5–60 mg/l) zeigte sich darüber hinaus als wirksam gegen UVA- und UVB-induzierte Schäden und steht im Zusammenhang mit der Reparatur von DNA (Desoxyribonukleinsäure).

Herz-Kreislauf

Granatapfelsaft und Granatapfelfruchtextrakt sind eine reichhaltige Quelle für Polyphenole, mit gefäßschützenden, blutdrucksenkenden und entzündungshemmenden Eigenschaften, was Studien bestätigen. Es wird angenommen, dass die im Granatapfel enthaltenen polyphenolischen Antioxidantien für die Reduzierung von oxidativem Stress und Gefäßverkalkung verantwortlich sind und Risikofaktoren für Herzerkrankungen reduzieren können. Diese Wirkung spielt auch eine Rolle bei Diabetes Typ II, da die Erkrankung im Zusammenhang mit oxidativem Stress steht. De Nigris et al. zeigten, dass sowohl Granatapfelfruchtextrakt als auch Granatapfelsaft die Entzündungsmarker signifikant reduzierten. Sowohl Ellagitannine als auch Ellagsäure sind die entzündungshemmenden Hauptbestandteile des Granatapfelextrakts. Sie werden vom Darmmikrobiom zu Urolithinen verstoffwechselt. Es wird vermutet, dass Urolithine die Hauptbestandteile sind, die für die entzündungshemmenden Eigenschaften des Granatapfels verantwortlich sind. Darüber hinaus wird darauf hingewiesen, dass Punicinsäure eine starke entzündungshemmende Wirkung entfaltete.

Arthrose

Die häufigsten Formen von Arthritis sind Osteoarthritis und schwer wiegende fortschreitende degenerative Gelenkerkrankungen, die die Gelenkfunktionen und die Lebensqualität der Patienten massiv einschränken können. Vermittelt wird dies durch entzündungsfördernde Zytokine. Granatapfelextrakt mit dem hohen Gehalt an Polyphenolen kann die Aktivierung hemmen.

Rheumatoide Arthritis

Von der Autoimmunerkrankung rheumatoide Arthritis sind weltweit 0,5 bis 1 Prozent der Menschen betroffen – Frauen häufiger als Männer. Gekennzeichnet ist diese Erkrankung durch Entzündung und Knochenerosion. Im Versuch mit Mäusen wurde gezeigt, dass Granatapfelextrakt das Auftreten und die Häufigkeit von kollageninduzierter Arthritis reduzieren kann. Der Schweregrad von Arthritis und Gelenkentzündungen waren bei jenen Mäusen, die mit Granatapfelextrakt gefüttert wurden, signifikant verringert.

Haut

Ultraviolette Sonnenstrahlung ist die Hauptursache für Lichtalterung und Hautkrebs, da diese Strahlungen für DNA-Schäden und Oxidation von Proteinen verantwortlich sind. In einer Studie wurde die Wirkung von Granatapfelsaft, -extrakt und -öl auf Schäden durch UVB-Strahlung untersucht und eine Verringerung der Einwirkung auf die Proteine festgestellt. Durch die äußerliche Anwendung von Ellagsäure wurde darüber hinaus eine Verringerung der Produktion entzündungsförderlicher Zytokine beobachtet. Durch den hohen Anteil an Antioxidantien wird der Granatapfel als Anti-Aging-Mittel (Zellschutz) geschätzt und hat positive Auswirkung auf die Wundheilung. Eine Studie zeigte, dass die Verwendung von Granatapfelextrakt und -blüten zu einer signifikanten Verringerung der Wundfläche führen kann. 

Zähne

Das gesunde Mikrobiom des Mundes hängt von den vorhandenen Bakterien und deren Zusammenspiel ab. Getrocknete, pulverisierte Granatapfelschalen haben sich als starke Hemmer von Candida albicans gezeigt, was dem Mikrobiom zuträglich ist. In einer Studie wurde darüber hinaus über die Antiplaque-Wirkung von Granatapfel-Mundspülungen berichtet. Belegt ist auch, dass Granatapfelextrakt sehr wirksam gegen Zahnbelag-Mikroorganismen sein kann. Der gemessene Rückgang lag bei 84 Prozent, das liegt sogar über der Wirksamkeit von Chlorhexidin (Hemmung von 79 Prozent). 

Fortpflanzung

Es wird angenommen, dass die Einnahme von Granatapfelsaft unter anderem die Konzentration, Beweglichkeit (Motilität), den Durchmesser der Samenkanälchen und die Dicke der Keimzellschicht der Nebenhodenspermien erhöhen kann. Nachgewiesen wurde, dass Granatapfelfruchtextrakt eine embryonale Schutzwirkung gegen oxidativen Stress besitzt, der durch Adrianycin verursacht wurde. Adrianycin ist ein chemotherapeutisches Medikament, das bei der Krebsbehandlung eingesetzt wird. 

Alzheimer

Eine Studie (Hartman et al.) zeigte, dass Granatapfelextrakt bei einer Verbesserung der Alzheimer-Krankheit in Betracht gezogen werden könne. Mäuse, die mit Granatapfelsaft behandelt wurden, zeigten eine um 50 Prozent geringere Akkumulation von Beta Amyloid (42) und eine geringere Amyloidablagerung im Hippocampus. Dieser Gehirnteil gehört zum limbischen System und ist an der Gedächtnisbildung beteiligt.

Sicherheit

Es wurden viele Studien zu den verschiedenen Bestandteilen des Granatapfels durchgeführt, nachteilige Auswirkungen konnten in der untersuchten Dosierung nicht festgestellt werden. In einer Studie erhielten 86 übergewichtigen Probanden 28 Tage lang 1420 mg Granatapfelfruchtextrakt pro Tag in Form von Tabletten. Es wurden keine Nebenwirkungen oder nachteilige Veränderungen im Urin oder Blut der einzelnen Personen beobachtet.

Produkte

Die positive Wirkung des Granatapfels lässt sich auf vielfältige Weise nutzen, sie ist in verschiedenen Formen erhältlich: als frische Frucht, in Form von Marmeladen, Gelees, Saft (frisch, konzentriert oder fermentiert), als Kapseln oder Tabletten mit Pulver und Extrakten, die aus Samen, Schalen, Blättern und Blüten gewonnen werden können, getrocknet, als Tee, sowie als Gelatinekapseln mit Samenölextrakten. Hochwertige Extrakte in Kapselform enthalten das volle polyphenolische Inhaltsstoffspektrum und nutzen die ganze Frucht, samt Schale. Bei der Auswahl sollte auf Produkte aus biologischem Anbau geachtet werden. 

Anwendungsgebiete des Granatapfels:

  • hoher Blutdruck
  • Infektionen
  • Krebs
  • Diabetes
  • Gelenksbeschwerden
  • Arteriosklerose
  • Anti-Aging
  • Alzheimer

Fazit

Granatapfel ist ein starkes Antioxidans. Die Frucht ist eine Quelle für Vitamin C, reich an Flavonoiden, Anthocyanen, Punicinsäure, Ellagitanninen, Alkaloiden, Fructose, Saccharose, Glucose, Maltose, einfachen organischen Säuren und anderen Bestandteilen und hat antiatherogene (gegen Gefäßverkalkungen), blutdrucksenkende und entzündungshemmende Eigenschaften. Granatapfel kann zur Vorbeugung und Behandlung verschiedener Krebsarten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arthrose, rheumatoider Arthritis und anderer Krankheiten eingesetzt werden. Ein positiver Effekt auf die Magen-Darm- und Leber-Gesundheit, bei Diabetes und zur Linderung von Wechseljahrbeschwerden konnte beobachtet werden. Darüber hinaus verbessert es die Wundheilung und wirkt sich positiv auf das Fortpflanzungssystem aus. 

Quellen:

  • N. Maphetu et al., Medicinal uses, pharmacological activities, phytochemistry, and the molecular mechanisms of Punica granatum L. (pomegranate) plant extracts: a review; Biomedicine & Pharmacotherapy 153 (2022) 113256
  • Zarfeshany A, Asgary S, Javanmard SH. Potent health effects of pomegranate. Adv Biomed Res 2014;3:100.
  • Deutsche Apothekerzeitung Nr. 51, S. 46
  • Dr. med. Michael Ehrenberger & Mag. Julia Gruber, Heilpflanzen und ihre Wirkung

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