Harter Stoff

Vom Schädel bis zu den Zehen stecken 206 Knochen in unserem Körper.

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Von Mag.a Ines Siegl


Vom Schädel bis zu den Zehen stecken 206 Knochen in unserem Körper. Trotz ihrer tragenden Rolle und enormen Stabilität haben sie nur ein geringes Gewicht, können bis zu 15 Zentimeter im Jahr wachsen und sich ein Leben lang regenerieren. Damit das klappt, braucht es Mikroentzündungen.

Unsere Knochenmatrix besteht zu 10 bis 15 Prozent aus Wasser, zu 20 bis 25 Prozent aus organischem Material (Kollagen und andere Proteine) sowie zu 60 bis 70 Prozent aus anorganischen Mineralien (v. a. Calciumsalze). Ihre besondere Zusammensetzung sorgt dafür, dass sie eine Tragkraft haben, stark wie Granit, und dabei gleichzeitig elastisch bleiben, um Erschütterungen abzudämpfen. Aufgrund ihrer Form unterscheiden wir Röhrenknochen (wie im Oberschenkel), platte Knochen (wie im Schädel) und kurze Knochen (wie die Wirbel).

Knochen haben viele Aufgaben. Sie schützen unsere inneren Organe (Gehirn, Herz, Lungen) selbst vor geringen radioaktiven Strahlen und fungieren durch ihren hohen Mineralstoffanteil als Speicher, der bei Bedarf Mineralien abgeben kann, um etwa den pH-Wert des Blutes zu regulieren. Unter ihrer harten Außenschicht liegen Blutgefäße und das Knochenmark, bei dem zwischen dem roten und dem gelben Knochenmark unterschieden wird. Das rote Knochenmark wird auch Spongiosa genannt und ist das wichtigste Organ für die Blutbildung.

Gemeinsam mit den Gelenken, Sehnen und Bändern sowie der Muskulatur bilden die Knochen den Bewegungsapparat des Körpers und sind spezialisiert auf Kraftübertragung. Um diese Funktion zu erfüllen, wird ständig neues Knochengewebe gebildet. Dabei reagiert das Gewebe auf Belastungen, an die es die Knochenfestigkeit anpasst. Dahinter stecken winzig kleine Verletzungen, sogenannte Mikrofrakturen, die das Gewebe zur Reparatur und Stärkung anregen. Dieser Vorgang ist ähnlich bei der Muskulatur, in der es bei Belastung zu winzigen Rissen kommt, die die Regeneration anregen und zum Muskelzuwachs führen. 

Damit Training die Knochendichte positiv beeinflusst, sollten mindestens zwei Einheiten in der Woche stattfinden. Radfahren zählt dabei nicht zu den Sportarten, die sich günstig auf die Knochendichte auswirken, im Gegensatz zu Laufen, Ballsportarten, Turnen und Gewichtstraining.

Naturprodukte

Neben der Bewegung haben sich auch einzelne aus Pflanzen gewonnene Wirkstoffe bewährt, die Knochengesundheit zu fördern. Darüber hinaus ist die ausreichende Zufuhr von Mineralien über die Ernährung elementar für gesunde, starke Knochen, die sich an die Belastungen anpassen können. An vorderster Stelle stehen dabei Calcium und Magnesium.

Calcium

Calciumsalze zählen zum Hauptbestandteil unserer Knochen und tragen zu deren Härte bei. Der Bedarf an Calcium für gesunde Knochen sollte durch die Nahrung gedeckt werden. Quellen sind:  

  • Milch und Milchprodukte
  • Tofu und andere Sojaprodukte
  • Mineralwasser
  • Hülsenfrüchte
  • Dunkelgrünes Blattgemüse (Grünkohl, Spinat, Mangold oder Rucola)
  • Vollkorngetreide
  • Sesamsamen, Mandeln und Nüsse
  • Hafer-, Mandel-, Dinkel- oder Reismilch (angereichert mit Calcium)


Fehlt dem Körper Calcium, äußert sich das durch trockene Haut, Haarausfall oder brüchige Nägel. Wird der Mangel nicht ausgeglichen, kann es infolgedessen zu einer Entkalkung der Knochen kommen (Osteoporose). Da sich ein Zuviel an Calcium negativ auswirken kann, sollte vor einer ergänzenden Einnahme mit einem Arzt oder einer Ärztin gesprochen werden, die im Zweifel eine Analyse der Knochendichte vornehmen können. Wird eine Calciumeinnahme empfohlen, sollte das in Kombination mit Magnesium geschehen. Beide Mineralstoffe tragen zur Knochendichte bei und werden idealerweise im Verhältnis zwei (Calcium) zu eins (Magnesium) eingenommen.

Magnesium 

Wie Calcium ist Magnesium am Aufbau von Knochen und Zähnen beteiligt. Bei erhöhter Belastung, Erkrankungen und bei Stress verbraucht der Körper bis zu 30 Prozent mehr Magnesium. Hoher Zuckerkonsum (auch aus Kohlenhydraten und Fruchtzucker) raubt dem Körper Magnesium bzw. erhöht den Verbrauch.

Zusätzlich nehmen wir durch die moderne Ernährung oft viel zu wenig Magnesium zu uns, so gehen beispielsweise bei der Weiterverarbeitung von Vollkorn- in Weißmehl über 80 Prozent des Magnesiumgehalts verloren. Als essenzieller Bestandteil von Chlorophyll ist Magnesium reichlich in allen grünen Gemüsesorten enthalten. 

Laut Schätzungen sind in den USA mindestens 75 Prozent der Bevölkerung von einem Mangel betroffen. In Europa sind es rund 30 Prozent der Erwachsenen, über 60 Prozent bei den Jugendlichen und über 50 Prozent der Senioren, wobei durchwegs Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Erhöhter Bedarf besteht für: 

  • Jugendliche im Alter von 14 bis 19
  • Senioren
  • Patienten mit Diabetes
  • Schwangere und Stillende
  • Sportler (schwitzen Magnesium aus)
  • Saunagänger
  • Menschen, die viel Stress bzgl. körperlicher oder geistiger Belastung/Leistung ausgesetzt sind
  • Raucher und Alkoholiker
  • Menschen mit Depressionen
  • Menschen, die bestimmte Medikamente einnehmen (Diuretika, Antibiotika, Antibabypille, Magensäurehemmer, Cortison, Blutdrucksenker)

Cissus

Die traditionelle indische Heilpflanze Cissus quadrangularis wird eingesetzt, um die Knochenheilung zu beschleunigen. In klinischen Tests konnte Cissus die Heilungszeit nach Knochenbrüchen von sechs auf vier Wochen verkürzen. Nach sechs Wochen hatten die Knochen der mit Cissus behandelten 90 Prozent der ursprünglichen Stärke, während die unbehandelte Gruppe nur 60 Prozent hatte. Das klappt, weil Cissus die für die Knochenheilung verantwortlichen Fibroblasten, Chondroblasten und Osteoblasten stimuliert und sich generell positiv auf den Knochenstoffwechsel auswirkt. Cissus gehört zu den anabolen Steroiden und hat neben den Knochen auch einen positiven Einfluss auf Muskeln, Sehnen, Bänder, Gelenke und Bindegewebe. 

Weihrauch 

Als Heilmittel ist Weihrauch bereits seit Jahrtausenden bekannt. Heute weiß man: Es sind die im Harz enthaltenen Triterpene, wie die Boswelliasäuren, die eine entzündungshemmende Wirkung zeigen. Damit einher geht eine schmerzstillende Wirkung, die sich insbesondere bei Gelenksbeschwerden nutzen lässt.

Silizium

Das Spurenelement, das an zahlreichen wichtigen Körperfunktionen beteiligt ist, sorgt im Knochen für Stabilität und Elastizität. Es fördert die Calciumaufnahme und dürfte auch dessen Speicherung im Knochen begünstigen – wichtig für den Knochenaufbau. Bei Arthrose wirkt es sich auch besonders gut auf die Gelenke aus.

Omega-3-Fettsäuren 

Auf die vielen positiven Eigenschaften von Omega 3 in Form von Krill Öl und dem veganen Omega-3-Öl aus der Mikroalge gehen wir in dieser Ausgabe noch näher ein (ab S. 18). Die Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) fördern auch die Knochengesundheit – sinnvoll bei Osteoporose – und verzögern den Gelenkknorpelabbau. Unterstützt werden kann dies mit MSM, Cissus quadrangularis und nach dem Wechsel auch mit Rotklee, Yams und Maca. Der Wechsel stellt für die Frauen einen besonderen Punkt für die Knochengesundheit dar, weil sich durch die hormonelle Umstellung die Knochendichte verändert und das Risiko für Osteoporose signifikant steigen kann.

Zähne

Zähne und Knochen sehen zwar ähnlich aus, enthalten beide viel Calcium und sind hart. Trotzdem handelt es sich dabei um zwei völlig unterschiedliche Stoffe. Denn Knochen bestehen zu rund einem Viertel aus dem Protein Kollagen, das sie zu lebendem Gewebe macht, das heilen kann, nachdem es verletzt oder gebrochen wurde. Das unterscheidet sie von den Zähnen, dem härtesten Material unseres Körpers, das nicht im selben Ausmaß dazu fähig ist, sich zu reparieren. 

Zähne bestehen aus dem Zahnmark (Zahnpulpa) im Inneren, das die Nerven und Blutgefäße enthält und tief im Kiefer verankert ist. Geschützt wird das Zahnmark durch Dentin, ein verkalktes Gewebe, das den Hauptteil des Zahnes ausmacht. Als äußerste Schicht folgt abschließend der Zahnschmelz – die härteste Substanz unseres Körpers, die die Aufgabe hat, die Zähne vor Schäden zu schützen, zum Beispiel vor Karies, bei dem durch Schäden im Zahnschmelz die Schutzbarriere durchlässig ist. Weil sich die Zahngesundheit auf die Allgemeingesundheit auswirken kann, sind regelmäßige Kontrollen derselben ein wichtiger Teil der Gesundheitsvorsorge.

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