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gesundheit

Die Anforderungen an unsere Augen haben sich im Laufe der Zeit dramatisch geändert.

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Von Mag.a Ines Siegl


Ob altersbedingt, durch starke UV-Strahlung, übermäßige Bildschirm-Arbeit oder Smartphone-Nutzung – die Anforderungen an unsere Augen haben sich im Laufe der Zeit dramatisch geändert und mit ihnen die Beschwerden. Wir schauen uns an, was „digitaler Sehstress“ ist, was der Regenbogen damit zu tun hat, was die Augen schädigt und was sie schützt. 

Bis zu 80 Prozent der Informationen aus unserer Umwelt nehmen wir mit unseren Augen wahr. Das Sinnesorgan umgibt trotz jahrhundertelanger Forschung immer noch ein gewisses Mysterium, was sich äußert in Bezeichnungen wie „Spiegel der Seele“, aber auch darin, dass es der modernen Forschung immer noch nicht gelungen ist, den gesamten Sehprozess zu entschlüsseln. Schließlich geschieht im hochkomplexen Vorgang weit mehr, als visuelle Eindrücke mit Hirnregionen zu vernetzen. Wenn wir 80 Prozent der Informationen aus unserer Umwelt über die Augen aufnehmen – was bedeutet das für eine Person, die den Hauptteil des Tages auf ein Display blickt: auf den Bildschirm oder die Bildschirme in der Arbeit, das Smartphone in der Pause, den hochauflösenden Flachbildschirm im Kinomodus am Abend?

Es kommt zu „digitalem Sehstress“, so bezeichnen Experten das Phänomen, das auch bekannt ist als „Gamer Eye“ (angelehnt an die Computer-Spieler, die stundenlang, manchmal tagelang spielen) und „Office Eye Syndrom“ (Büro-Augen-Syndrom). Die Symptome von digitalem Sehstress sind Augenermüdung und -trockenheit, mit Ursprung im stundenlangen, konzentrierten Schauen auf PC, Laptop oder Handy. Der Grund liegt in der Lidschlagfrequenz, die durch die starke Konzentration sinkt. Infolge wird der Tränenfilm nicht mehr gleichmäßig auf dem Auge verteilt und kann aufreißen, wodurch einer der Hauptschutzfaktoren für die Augen wegfällt und sich Tür und Tor öffnen für Schädigungen verschiedenster Art. 

  Kurzsichtigkeit und Stress

In stressigen Situationen reagieren wir instinktiv: Unsere Muskeln spannen sich an, bereiten sich aufs Kämpfen oder aufs Flüchten vor – wir sind sprungbereit. Kampf bedeutete früher meist Nahkampf, weshalb sich das Auge auch auf die Nähe einstellte und „bedarfsweise kurzsichtig“ wurde, erläutert die langjährige Fachärztin für Augenheilkunde Prof. Dr. Strempel im Spektrum Magazin mit Schwerpunkt Auge und Sehen. Die Zeiten des Nahkampfs sind heute zum Großteil Geschichte – doch die Reaktion des Auges bei Belastungen ist immer noch sehr ähnlich. 
Der Vorgang heißt Akkomodation und bedeutet „Anpassung“. Und zwar zieht sich der innere Ringmuskel des Auges zusammen, wenn man in die Nähe blickt. Der Muskel rückt dabei etwas nach vorne und innen, die Linse bekommt eine kugelige Form. Hält dieser Spannungszustand an, beispielsweise durch langanhaltende Nah-Arbeit, kann es zu einem Akkomodations-Krampf kommen: Das Auge bleibt auf die Nähe eingestellt, kann sich nicht mehr richtig entspannen und auch nicht mehr in die Ferne schauen. Diese Kurzsichtigkeit wird zusätzlich gefördert durch das stressbedingte Verkrampfen der äußeren Augenmuskeln, die den Augapfel bei Kurzsichtigkeit verformen. Eine Alternative zur gängigen Therapiemethode mittels Sehbehelfen (Brillen, Kontaktlinsen) wären nach Ansicht von Prof. Dr. Strempel Entspannungsmethoden und spezielle Augenübungen. Inwieweit das für viele Brillenträger*innen tatsächlich eine Alternative zum Sehbehelf sein kann, hängt ab von vielen Faktoren: Alter, Art und Grad der Seheinschränkung, Wille zur Veränderung der Gewohnheiten und zum regelmäßigen Augentraining … In jedem Fall tragen Übungen bei zur Aufrechterhaltung der Augengesundheit.

Jenseits des Regenbogens 

Wenn wir von Licht sprechen, von seiner Intensität und Qualität, dann sprechen wir von Wellenlängen, eingeteilt in sichtbare und unsichtbare Bereiche. Den sichtbaren Bereich kennt jedes Kind: Es ist der Regenbogen mit seinem Farbspektrum von Rot über Orange, Gelb und Grün, Blau und Indigo bis Violett. Dieser sichtbare Farbbereich hat eine Wellenlänge von 380 Nanometer (Rot) bis 780 Nanometer (Violett). An der unteren Grenze schließt der Infrarot-Bereich an (lat. infra = unterhalb). Wir kennen die tiefenwirksame Strahlung von Wärmekabinen und Heizungen. Der unsichtbare Bereich, der über 780 Nanometer anschließt, ist bekannt als ultraviolette Strahlung oder UV-Licht, hat eine kurze Wellenlänge und einen schlechten Ruf. Ganze Markt-Zweige helfen beim UV-Schutz, während neue Technologien die Anwendung zur Desinfektion nutzen – überall, wo es sauber sein soll, wird auch belichtet –, von der Gärtnerei bis zur Gesichtsmaske: Keime und Bakterien werden eliminiert. Doch unterscheidet das Licht zwischen Keimen und Körperzellen?

Blaulicht und LEDs

Das Ende der Glühbirne war der Anfang der LED-Leuchtmittel und ihrer vielen Vorteile. So verbrauchen sie viel weniger Energie als klassische Glühbirnen (80 Prozent) und halten viele Jahre. Leider bleibt es nicht nur bei den Vorteilen. „Es häufen sich die Anzeichen, dass blaues Licht schädlich sein könnte für das Auge“, wird Augenarzt Peter Heilig von der Universität Wien zitiert (im Spektrum der Wissenschaft Kompakt Nr. 32.20 mit dem Titel „Augen Auf! Wie wir die Welt sehen“). Der Grund: Um weißes Licht zu erzeugen, mischen LEDs vor allem gelbes und blaues Licht. Dieses blaue Licht ist problematisch, selbst wenn das Licht-Misch-Ergebnis als „warm“ wahrgenommen wird, ist es sehr energiereich und trifft fast ungefiltert auf die Netzhaut. Bedenklich ist daher die flächendeckende Umstellung von Leuchtmitteln auf LEDs inklusive vermehrter Bildschirmtätigkeit (Bildschirme nutzen auch LEDs). Durch sie ist die Belastung mit Blaulicht heute um ein Vielfaches höher als je zuvor. Denn auch vor dem Aufschwung der LED-Technologie waren wir UV-Strahlung ausgesetzt. Sie ist normaler Bestandteil des Lichtes, das auf unsere Augen trifft. Nur die überproportionale Verlagerung auf Blau-Licht-LEDs übersteigt die ursprüngliche Belastung um ein Vielfaches. 

Die Konsequenzen können enorm sein und auch Studien zur Wirkung von Blaulicht auf die Augen sprechen eine deutliche Sprache: Im Gegensatz zu grünem Licht ruft blaues Licht starke Schäden an Netzhaut und Sehzellen hervor. Es fördert photooxidativen Stress, das bedeutet, es entstehen freie Sauerstoffradikale, die Proteine und Lipide der Zellen schädigen und sogar zum Absterben der Sehzellen führen können. Abgestorbene Zellen werden nicht ersetzt und die Sicht verschlechtert sich mit fortwährendem photooxidativem Stress. Unklar ist nur, wie viel blaues Licht notwendig ist, um einen Schaden zu verursachen. Prävention sollte daher ernst genommen werden. 

  Blaulicht vermeiden

(vgl. Spektrum der Wissenschaft Kompakt 32.20 Augen Auf! Wie wir die Welt sehen)

Sonnenbrille tragen: vor allem bei Schnee und auf dem/in der Nähe von Wasser, da beides das Licht verstärkt

Warme Farbtemperatur bevorzugen: Warmweiß tut den Augen besser, als die kalten Nuancen – auch beim TV lässt sich das einstellen.

Bei Bildschirmarbeiten bewusst blinzeln, eventuell Augenyoga oder die Übungen am Ende dieses Beitrags ausprobieren, die sich im Büro/in Arbeitspausen angenehm umsetzen lassen. Bei vielen Bildschirmen lassen sich auch die Blauanteile herunterregeln – nutzen Sie diese Funktion!

Regelmäßige Augenarzt-Besuche ab 40 können eine schleichende Degeneration aufdecken.

Prävention: Um Kurzsichtigkeit vorzubeugen, sollten Kinder maximal 30 Stunden in der Woche mit Nah-Arbeit verbringen und sich mindestens 15 Stunden im Freien aufhalten.

Risikofaktor bei AMD

Blaues Licht gilt auch als einer der Hauptrisikofaktoren für die Entstehung einer altersabhängigen Makuladegeneration (AMD). Dabei wird die Stelle der Netzhaut beeinträchtigt, an der wir am schärfsten Sehen. Diese Stelle heißt auch Makula lutea oder Gelber Fleck. Augenärzte diskutieren schon lange, dass Blaulicht – ein Leben lang akkumuliert – Auslöser für AMD sein könnte. Schließlich fördert photooxidativer Stress das Entstehen des Stoffwechselprodukts Lipofuszin. Wird es jahrelang angereichert, kommt es allmählich zum Absterben von Sehzellen, was zum Verlust des Sehvermögens führen kann. Und das, obwohl die Makula lutea sogar einen eigenen Blaulicht-Filter eingebaut hat: die Carotinoide Lutein und Zeaxanthin (oder die „innere Sonnenbrille“).

  Einnahme-Hinweis

Nimmt man Lutein/Zeaxanthin zusätzlich ein, steigen die Spiegel im Blut rasch an, während es rund vier Wochen dauert, bis sich die Konzentration auch im Auge selbst erhöht. 

Die innere Sonnenbrille

Lutein und Zeaxanthin sind die Hauptpigmente des Auges, mit der Aufgabe, Netzhautschäden zu neutralisieren, die vom kurzwelligen blauen Licht verursacht werden. Die höchste Konzentration der beiden Pigmente liegt in der Mitte der Netzhaut, wo wir am schärfsten sehen, weil hier die meisten Sehzellen sind (Photorezeptoren). Diese Stelle braucht deshalb den meisten Schutz vor schädlichem Licht in Form der Pigmente Lutein und Zeaxanthin. Sie zählen zu den Carotinoiden und diese wiederum zählen zu den Antioxidantien. Ihre Wirkung ist sonnen- bzw. lichtschützend (photoprotektiv), indem sie freie Radikale neutralisieren und potenziell schädliche Licht-Anteile herausfiltern. 

Lutein und Zeaxanthin zählen zu den Vitalstoffen, die wir über die Nahrung aufnehmen müssen, weil sie der Körper selbst nicht bilden kann. Mit einer abwechslungsreichen und frischen Bio-Kost sollte der Bedarf zu decken sein. Beispiele für luteinreiche Lebensmittel sind grünes Blattgemüse, allen voran Grünkohl, Spinat und Petersilie. Aber auch Brokkoli, Lauch und Gurken sind Quellen. Das Gemüse mit den höchsten Mengen Zeaxanthin ist laut Datenbank des US-Landwirtschaftsministeriums Mais. Doch auch Eigelb enthält seine Farbe von den Carotinoiden und ist als Quelle zu nennen. 

Bei der Aufnahme über die Nahrung ist zu beachten, dass die Bioverfügbarkeit von Carotinoiden stark abhängt von der Zubereitungsart des Gemüses. Wird es schonend gegart, kann der Körper Lutein/Zeaxanthin besser aufnehmen. Bei rohem Gemüse ist die Aufnahmefähigkeit gering und bei langem Kochen bzw. starkem Erhitzen können die Carotinoide sogar zerstört werden. Carotinoide sind fettlöslich, daher beim schonenden Garen hochwertiges Fett oder Öl verwenden. 

Astaxanthin

Neben Lutein und Zeaxanthin gilt auch Astaxanthin als wirksamer Schutz der Netzhaut. Untersuchungen zufolge reduziert es die Augenermüdung. Ergänzt werden kann dieser Effekt durch die dunklen Farbstoffe aus Aroniabeeren und Heidelbeeren sowie das OPC aus der Kiefernrinde. Diese besonders wirksamen wasserlöslichen Antioxidantien ergänzen die Wirkung der fettlöslichen Antioxidantien (Lutein, Zeaxanthin und Astaxanthin).

Anthocyane aus Aronia und Heidelbeere

Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus) und Aroniabeeren (Aronia melanocarpa) enthalten Anthocyane. Sie spielen im Zellschutz eine bedeutende Rolle und haben einen nachweislich positiven Effekt auf die Augengesundheit. Die wasserlöslichen Pflanzenfarbstoffe verleihen Früchten und Gemüsen ihre intensive rote, violette und blaue Farbe und reduzieren dadurch den Stress, der durch blaugrünes Licht und UV-Licht entsteht. Ähnlich wie Lutein und Zeaxanthin fungieren die Anthocyane als natürlicher Sonnenschutz, indem sie freie Radikale binden, die durch starke Sonneneinstrahlungentstehen können, durch das schädliche Blaulicht ausgehend von Displays, LED-Leuchtmittel sowie einen ungünstigen Lebenswandel.

Kiefernrindenextrakt

OPC (oligomere Proanthocyanidine) sind vor allem im Zusammenhang mit Traubenkernen ein Begriff, doch können sie auch aus Kiefernrinden gewonnen werden. Sie zählen zu den Antioxidantien und sind wichtige Radikalfänger, wie ihre nahen Verwandten, die Anthocyane und Carotinoide. OPC unterstützen in dieser Funktion die Regenerationsprozesse des Körpers, stärken die Immunabwehr und beugen vorzeitiger Alterung vor. Ein schöner Effekt: Kombiniert man OPC mit Vitamin C, verstärkt sich die Wirkung auf beiden Seiten. Das lässt sich nutzen bei der Zusammenstellung von Gerichten und Speisefolgen wie auch der Kombination hochwertiger Nahrungsergänzung. Wichtig ist wie immer – bei frischen Produkten wie auch bei Extrakten – woher die Rohstoffe kommen, wie die Herstellung abläuft und ob die Zusammensetzung und Dosierung der Vitalstoffe therapeutisch sinnvoll sind.

Mehr Vitalstoffe für gute Sicht

Langjährige Studien zur Augengesundheit zeigen: Vitamin C, Zink und Omega 3 (z. B. in Krill Öl) verstärken Lutein, Zeaxanthin, Astaxanthin, Anthocyane und OPC. Sie unterstützen die Augengesundheit und tragen dazu bei, die Allgemeingesundheit zu erhalten.

  Augen-Wellness

Tun Sie sich und Ihren Augen etwas Gutes – mit simplen, aber effektiven Entspannungsübungen, wohltuenden Kompressen oder der einfachsten Übung überhaupt: Augen zu.

Sanftes Augentraining: Halten Sie den Zeigefinger circa 15 bis 20 Zentimeter vor die Augen und suchen Sie sich einen Punkt aus, der gerade vor Ihnen in der Ferne liegt (mindestens 25 Meter, maximal so weit, wie Sie Ihren Blick scharf stellen können). Fokussieren Sie abwechselnd auf den Zeigefinger und auf den gewählten Punkt. Mehrmals wiederholen und sich Zeit dabei lassen. Aufhören, wenn es anstrengend wird. 

Belebt und tut gut: Bereiten Sie zwei weiche Tücher vor (fusselfrei; alternativ eignen sich Wattepads), ein Handtuch zum Trocknen sowie zwei Gefäße mit kaltem und warmem Wasser (zwischen 39 °C und 45 °C – so warm, wie es sich gut aushalten lässt). Tauchen Sie die Kompressen ins Wasser, wechseln sie alle paar Minuten zwischen kalt und warm – langsam und entspannt. Das reinigt, fördert die Durchblutung, hydriert und sorgt für ein erfrischtes Gefühl. 

Augentrost-Aufguss: Augentrost-Tee zubereiten: 1 TL Augentrostkraut auf 1 Tasse Wasser, 8 Minuten ziehen lassen, durch ein feines Tuch abseihen). Lauwarm abkühlen lassen und die Kompresse eintauchen. Für 10 Minuten auf die geschlossenen Augen legen. 

Entlastet den Druck: Reiben Sie die Hände, bis sie warm sind, und legen Sie sie sanft auf die Augen, sodass der Daumenballen angenehm in der Augenhöhle liegt und die Finger über die Stirn auf dem Kopf aufliegen. Sanft und ohne Druck, bewusst mit einigen Atemzügen entspannen und die Augen zur Ruhe kommen lassen.  

Ausgleich in stressigen Situationen: Augen schließen und beide langsam in Form einer liegenden 8 bewegen, 20-mal wiederholen. Das wirkt beruhigend auf das Gehirn. 

Augenpause: Vereinbaren Sie mit sich selbst Zeiten, in denen Sie Ihre Augen ganz bewusst schonen: kein Smartphone, keine Bildschirme, kein angestrengtes Lesen und Schauen – die Augen schließen, das Gewicht der Lider und die Entspannung der Augenmuskeln wahrnehmen. An der frischen Luft tut die Augenpause doppelt gut. 

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