Fels in der Brandung?

Der Zyklus eines Mannes bleibt über Jahrzehnte annähernd stabil, während sich jener der Frau fast täglich verändert.

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Von Mag.a Ines Siegl


Der Zyklus eines Mannes bleibt über Jahrzehnte annähernd stabil, während sich jener der Frau fast täglich verändert. Zu hormonellen Ungleichgewichten kommt es bei ihm trotzdem – mit großem Einfluss  auf Leistungsfähigkeit, Libido und Lebenslust. Wir sehen uns an, wie die Gesundheit der Mutter auf die Potenz ihres Sohnes einwirkt und warum ohne Zink bei ihm gar nichts geht.

Unter Stress schüttet die Nebenniere die Hormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol aus, Botenstoffe des menschlichen Nervensystems (Neurotransmitter), die für Leistung in Situationen sorgen, in denen Gefahr droht oder mehr Energie gefragt ist.

Adrenalin und Noradrenalin werden unter Belastung kurzfristig ausgeschüttet. Sie erhöhen Herzschlag, Atemfrequenz, die Durchblutung der Muskeln wird besser und die Pupillen weiten sich und resultieren in einer raschen Reaktions- und Leistungsfähigkeit. Für diese Energiebereitstellung wird schnell viel Eiweiß umgewandelt, was mit einer Übersäuerung einhergeht. 

Hält der Stress länger an, produziert die Nebenniere Cortisol, um dem Körper weiterhin vermehrt Energie bereitzustellen und ihn zu schützen vor den Folgen langanhaltender Belastung. Denn Cortisol, dessen Vorstufe Cortison ist, wirkt im Körper entzündungshemmend und immunregulierend, es hemmt Blutdruck, Schmerzempfindlichkeit, Verdauung und steigert die Insulinproduktion, während es die Serotoninproduktion drosselt. Der männliche Zyklus wird maßgeblich von diesen Stresshormonen geprägt.

Stress und Verdauung

Im Normalfall folgt auf Stressreaktionen Erholung, damit die vernachlässigten Körperfunktionen wieder ablaufen und der Organismus ins Gleichgewicht finden kann. Wird die Ruhe mehrmals übergangen, kommt es zum chronischen Stress. Wichtige Funktionen leiden, darunter Schlaf, Immunabwehr und Zellerneuerung sowie das Erinnerungs- und Lernvermögen. Alle Reparatur-Vorgänge werden zugunsten der anhaltenden Energiebereitstellung aufgeschoben. So auch das Verdauungssystem.

Stress führt deshalb häufig zu Entzündungen im Verdauungstrakt und ist eine der Hauptursachen für Sodbrennen. Weil die Verdauungsfunktion heruntergefahren ist, kann sich der Speisebrei stauen und die Speiseröhre entzünden. Vorbeugen und lindern:

  • Schleimhäute schützen 
  • Entzündungen hemmen (Basenpulver, MSM, Grapefruitkernextrakt)
  • Ernährung anpassen (basisch, viel Gemüse, hochwertiges Protein, Omega-3-Quellen)
  • Übersäuerung ausgleichen
  • Nährstoffdefizite ausgleichen
  • Entspannen mit Wärmeauflagen 
  • Auslöser meiden (Rauchen, Alkohol, Fettiges, Süßes, Kaffee, …)

Testosteron

Auch Androgen genannt, ist Testosteron das wichtigste männliche Sexualhormon. Es kommt bei beiden Geschlechtern vor, bei Frauen jedoch bedeutend weniger. Bei Männern wird Testosteron hauptsächlich in den Hoden produziert und ist zuständig für die Bildung der männlichen Geschlechtsorgane und Spermien, Muskelwachstum sowie der gesamten maskulinen Erscheinung (Stimmbruch, Zunahme der Behaarung, . . .). Testosteron beeinflusst maßgeblich sexuelles Verlangen (Libido), Aggressionsverhalten und allgemeines Verhalten. Das Verhalten ist geknüpft an neurologische Muster und hängt von der Hormonausschüttung ab. Die Prägung dieser Muster geschieht bereits im Alter zwischen fünf Jahren und der Pubertät. 

Pubertät bis Andropause

Zwischen dem 11. und 13. Lebensjahr, in der Vorpubertät, steigt der Testosteron-Spiegel sprunghaft an. Die Pubertät bringt zwischen 13 und 17 Jahren viele körperliche Veränderungen mit sich: Stimmbruch, Körperbehaarung, starkes Wachstum (Muskeln und Knochenmasse verdoppeln sich), Hautunreinheiten, die Geschlechtsteile wachsen, Samenflüssigkeit wird produziert. Starke Veränderungen finden auch im Gehirn und im Schlafrhythmus statt. 

  Accident Hump

So nennen Forscher vom Max-Planck-Institut den statistisch messbaren Anstieg der Risiko- und Gewaltbereitschaft in der Spätphase der Pubertät – mit Erreichen der Zeugungsfähigkeit kommt es zur vermehrten Hormonausschüttung, die das Verhalten stark beeinflusst.

Nach der Pubertät reguliert sich der Hormonspiegel des jungen Mannes wieder und bleibt über Jahrzehnte weitgehend stabil. Wie bei Frauen der Estrogenspiegel sinkt bei Männern im Laufe des Lebens der Testosteronspiegel. Ab 40 Jahren nimmt die Samenqualität dadurch ab, Spermien werden langsamer, weniger und entwickeln eher genetische Defekte. Das führt zum männlichen Äquivalent der Menopause, genannt Andropause oder Klimakterium virile, die begleitet wird von eingeschränkter Libido und Abnahme der Fruchtbarkeit. Die Knochendichte verändert sich, Muskelmasse nimmt ab, Hoden bilden sich zurück, die Leistung fällt ab, es kommt zu Antriebslosigkeit, depressiver Verstimmung und Gewichtszunahmen.

Mit Vorsorgeuntersuchungen ab 40 Jahren können hormonelle Ungleichgewichte und Symptome frühzeitig erkannt und ausgeglichen werden. Aus der Natur werden zur Therapie gerne Maca + Cordyceps sowie Tribulus terrestris herangezogen. Es handelt sich um Adaptogene (Pflanzen mit besonderer Fähigkeit zur Regulation), die schonend den Hormonspiegel ausgleichen und so Libido, Leistungsfähigkeit und Muskelaufbau steigern.

Prostata

Die Prostata (Vorsteherdrüse) liegt am Blasenausgang zwischen Enddarm und Blase und umschließt die Harnröhre. Sie besteht aus Drüsen-, Muskel- und Fettzellen, aktiviert Testosteron und produziert das Prostatasekret, das 30 bis 40 Prozent der Samenflüssigkeit ausmacht. Mit dem Alter wächst die Prostata von der Größe einer Kastanie bis zur Größe einer Zitrone und kann dadurch Probleme bereiten (verengt Harnröhre, verursacht Harnstau, belastet die Nieren). Schmerzen beim Urinieren oder im Unterleib können auf eine vergrößerte Prostata zurückzuführen sein. Fast jeder Mann in der westlichen Welt hat einmal im Leben Probleme mit der Prostata, jeder Dritte muss operiert werden. Meist handelt es sich um eine gutartige Prostatavergrößerung, im Gegensatz zum Prostatakrebs, an dem aktuell jeder zehnte Mann erkrankt. Empfohlen sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ab 40 Jahren. Es wurde in der Vergangenheit viel Aufklärung betrieben, um Männer über die Bedeutung dieser Vorsorgeuntersuchungen zu informieren, über die Maßnahmen, die sie setzen können und mit welchen Mitteln, sie ihre Gesundheit langfristig mitsteuern können. 

So fördert beispielsweise körperliche Betätigung die Durchblutung und Nährstoffversorgung der Prostata sowie regelmäßiges Ejakulieren, gezielte Beckenbodenübungen, gesunde Ernährung mit hochwertigen Proteinen und ausreichend Zink. Die Prostata ist das Organ mit dem höchsten Zink-Anteil und braucht eine gute Versorgung mit dem Spurenelement für eine ordentliche Funktionsweise. Der Tagesbedarf eines Mannes liegt bei 10 mg. Zugeführt wird Zink über die Nahrung (Vollkornprodukten, Keimlingen, Nüsse, Rindfleisch, Leber und Garnelen), der Körper selbst kann es nicht bilden und nur kurz speichern. Den Spiegel regelmäßig im Rahmen der Vorsorge abzuklären ist sinnvoll, denn bereits 20 Prozent der Männer über 18 Jahren haben leichte Zink-Defizite, die sich auf die Fruchtbarkeit auswirken können, weil das Spurenelement beteiligt ist an der Produktion von Testosteron und Sperma. Bei den über 60-Jährigen haben 20 Prozent bereits ausgeprägte Mängel. Erhöhter Bedarf besteht, wenn viel Sport betrieben wird, Umweltbelastungen vorliegen und regelmäßig Alkohol getrunken wird. 

Da Haare, Nägel und Haut ebenso mit dem Zinkhaushalt zusammenhängen, werden anhaltende Defizite dort mit der Zeit sichtbar. Die Zinkaufnahme kann begünstigt werden durch Curcuma, OPC (Traubenkernextrakt oder Kiefernrindenextrakt, Vitamin C und Cranberry. Der Granatapfel gilt als die Heilpflanze bei der Prostatavorsorge und bildet eine gute Ergänzung zu hormonausgleichenden und potenzfördernden Maßnahmen in der Männergesundheit.

Fruchtbarkeit

In den Wirtschaftsnationen nimmt die Fruchtbarkeit seit Jahrzehnten ab. Wurden in den 1940er-Jahren noch 100 Millionen Spermien pro Milliliter Samenflüssigkeit gemessen, enthält Sperma heute in den besten Fällen 60 Millionen Samenzellen pro Milliliter. Bei 20 Prozent der Männer sind es nur noch 20 Millionen Samenzellen pro Milliliter, mit einer geringen Überlebens-Wahrscheinlichkeit auf dem Weg durch den Gebärmutterschleim zur Eizelle.  

Es wird davon ausgegangen, dass die Samenproduktionskapazität eines Mannes bereits im Mutterleib wenige Wochen nach seiner Zeugung festgelegt wird. Einer der wichtigsten Faktoren ist die Gesundheit der Mutter vor, während und unmittelbar nach der Schwangerschaft. Je geringer die Belastung mit Toxinen in der frühen Phase der Embryonalentwicklung, desto besser ist später die Spermienproduktion und die Nährstoffversorgung der Samenzellen. Als werdende Mutter allen Schadstoffen auszuweichen ist nahezu unmöglich, aber eine bewusste Lebensführung mit gesunder Ernährung reduziert die Belastung. Schließlich steht die Zunahme an Schadfaktoren in den vergangenen Jahrzehnten im direkten Zusammenhang mit der fortschreitenden Unfruchtbarkeit.

  Schadfaktoren

Hormone im Wasser: Kläranlagen können keine Medikamenten-Reste aus dem Wasser filtern, das zurückfließt ins Oberflächengewässer und Trinkwasser. Über die Nahrungskette nehmen Menschen so unkontrollierte Dosierungen auf – von Hormonen, Schmerz- und Kontrastmitteln bis Antibiotika und vielen weiteren Stoffen, die den Organismus beeinflussen und belasten können.

Künstliche Hormone: Einige Textil- und Kunststoffbestandteile (Triclosan, Bisphenol A, Phthalate, PCB, PBDE) sowie Pestizide (DDT) wirken im Körper ähnlich wie Hormone. Sie stecken in Seifen, Spülmitteln, Kleidung, Schuhen, Haushaltsgegenständen, Spielsachen und Babyflaschen, … Aufgenommen über Nahrung, Haut und Luft beeinträchtigen diese hormonähnlichen Schadstoffe die Unfruchtbarkeit.

Nikotin: Raucht die Mutter in der Schwangerschaft reduziert sich die Spermienzahl ihres Sohnes dauerhaft um bis zu 40 Prozent. Hört sie vor der Schwangerschaft mit dem Rauchen auf, hat das viel weniger signifikante Auswirkungen. 

Übergewicht: Fettgewebe gilt als Chemikalienspeicher.

Einige dieser Schadfaktoren kann Mann später zum Teil durch seine eigene Lebensführung beeinflussen. Dazu gehört ein gesunder Schlaf-Rhythmus, der die natürliche Melatonin-Produktion begünstigt – das ist wichtig, weil im Schlaf viele Reparaturvorgänge erledigt werden und Entgiftungsprozesse ablaufen. Diese sollten durch regelmäßiges Ausleiten der Schadstoffe unterstützt werden. Das Spurenelement Selen hat sich in diesem Zusammenhang als hilfreich gezeigt. 

Im Hormonhaushalt kommen mehrere Faktoren zusammen, die sich gegenseitig beeinflussen und nie völlig voneinander getrennt betrachtet werden können. Das feine Spiel der Botenstoffe zieht sich durch alle wichtigen Stoffwechselvorgänge und agiert ganzheitlich. Daher sollte immer der gesamte Lebensstil angesehen und angepasst werden, um langfristig positive Resultate in puncto Fruchtbarkeit, Libido und Leistung zu erzielen. Wenn Sie aus dem Gleichgewicht geraten sind, dann ist jetzt immer der beste Zeitpunkt, mit dem Einlenken zu beginnen. 

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