Wie wird das
Herz so selig im Wald...
Der Wald ist weitaus mehr als eine Quelle für den nachwachsenden Rohstoff Holz.
Von Gudrun Habersetzer
Die neue Romantik verklärt den Wald beinahe ebenso wie es im 1900 Jahrhundert schon Henry David Thoreau mit seinem Werk „Walden. Oder das Leben in den Wäldern.“ vormachte. Jedoch hat die neue Waldeslust aufgeklärtere Hintergründe. Heute wissen wir ganz genau, wie Bäume kommunizieren, wie sie miteinander oder mit anderen Lebewesen kooperieren. Und natürlich wissen wir, welchen Nutzen wir daraus ziehen können. Wald ist aber weitaus mehr als eine Quelle für den nachwachsenden Rohstoff Holz.
Tipps für Ihren
Kuraufenthalt im Wald
Gehen Sie hinaus in den Wald. Ganz egal, welcher Wald – Urwald oder Kulturwald. Jeder Wald hat seine Eigenheiten. Genießen Sie die reine Luft, fühlen Sie die Rinde unterschiedlicher Bäume, riechen Sie an Kräutern, spüren Sie Zartheit der Lamellen eines Pilzhutes, lauschen Sie den Waldgeräuschen, ziehen Sie die Schuhe aus und spüren Sie das weiche Moos unter der Sohle, vielleicht gehen Sie auch barfuß durch einen klaren Bach, wenn es möglich ist. Atmen Sie tief. Die wichtigen Terpene geben die Bäume durch den Stamm ab, und das beste dabei ist: die Konzentration ist in 1 bis 2 m Höhe über dem Erdboden am höchsten – genau in unserer Nasenhöhe!
Vielleicht machen Sie einige sportliche Übungen mit natürlichen Dingen, die im Wald zu finden sind. Tannenzapfenweitwurf, Astklimmzüge oder Baumstammbalancieren machen nicht nur den Kindern Spaß und halten ganz kostenlos fit. In der guten Luft des Waldes kann Ihre Lunge dabei so richtig durchatmen.
Sie können auch einen wunderbaren Familienspaziergang machen, lassen Sie doch dabei einmal die Kinder oder Enkelkinder entscheiden, wo es langgeht und in welchem Tempo, gern auch querfeldein. Beobachten Sie, wie frei Kinder sich in der Sicherheit der Waldumgebung bewegen, so ganz ohne die Gefahren des Autoverkehrs.
Im Wald gelten nur wenige Regeln:
- Genießen Sie die Stille, aber Sie müssen nicht schweigend durch den Wald gehen. Wildtiere kommen mit etwas Menschenlärm zurecht. Daran erkennen sie, wo und wie weit entfernt wir sind.
- Nehmen Sie etwaige Abfälle wieder mit. Auch Essensreste.
Stärkung des Immunsystems
Stärkung des Immunsystems
Bäume geben ätherische Öle ab, die sogenannten Terpene. Mit diesen kommunizieren sie untereinander.
Anti-Krebs-Wirkung
Anti-Krebs-Wirkung
Unser Körper produziert unter dem Einfluss der Terpene um bis zu 50% mehr sogenannte Killerzellen, die gegen Krebs wirken.
Stärkung der Atemwege
Stärkung der Atemwege
Im Innenklima des Waldes halten die Bäume die Sonnenstrahlen ab und die Bäume verdunsten viel Wasser. Die feuchtere Waldluft befeuchtet auch Ihre Atemwege und erleichtert das Durchatmen sogar im Hochsommer. Bei Lungenkrankheiten war frische Luft auch in der Vergangenheit schon das beste Heilmittel. Denken Sie an die Sommerfrische in den Bergen oder auch die Tuberkulose-Sanatorien, die den Patienten Luftkuren verschrieben. Luftkurorte sind oftmals in waldreichen Gegenden. Auch in Großstädten ist die Luft im nahen Stadtwald oder sogar im Stadtpark besser, als in den Straßenschluchten.
Stressreduktion und Burn-out Prävention
Stressreduktion und Burn-out Prävention
Allein durch den Anblick von Bäumen und des sie umgebenden Grüns wird der sog. „Nerv der Ruhe“, der Parasympathikus aktiviert. Dies bringt uns auch in stressreichen Zeiten sehr schnell „runter“ und führt zudem dazu, dass die Regeneration von Zellen und Organen besser funktioniert. Unter Stressbelastung ist diese Regeneration nur eingeschränkt möglich.
Senkung des Blutdrucks
Senkung des Blutdrucks
Schon 15 Minuten Aufenthalt im Wald können durch Senkung des Stresshormons Cortisol dazu beitragen, den Blutdruck zu senken.
Schließen möchte ich mit einem wunderbaren Gedicht von Martin Auer.
Über die Erde
Über die Erde
sollst du barfuß gehen.
Zieh die Schuhe aus,
Schuhe machen dich blind.
Du kannst doch den Weg
mit deinen Zehen sehen,
das Wasser,
den Wind.
Sollst mit deinen Sohlen
die Steine berühren,
mit ganz nackter Haut.
Dann wirst du bald spüren,
dass dir die Erde vertraut.
Spür das nasse Gras
unter deinen Füßen
und den trockenen Staub.
Lass dir vom Moos
die Sohlen streicheln und küssen
und fühl
das Knistern im Laub.
Steig hinein,
steig hinein in den Bach
und lauf aufwärts
dem Wasser entgegen.
Halt dein Gesicht
unter den Wasserfall.
Und dann sollst du dich
in die Sonne legen.
Leg deine Wange an die Erde,
riech ihren Duft und spür,
wie aufsteigt aus ihr
eine ganz große Ruh'.
Und dann ist die Erde
ganz nah bei dir,
und du weißt:
Du bist ein Teil von Allem
und gehörst dazu.
© Martin Auer, blog.martinauer.net, www.martinauer.net
Buchtipp
Biophilia-Effekt –
Heilung aus
dem Wald
Von Clemens Arvay
Ullstein Verlag
ISBN 978-3548376592
Buchtipp
Blattgeflüster. Die wunderbare Welt
der Pflanzen
Von Hope Jahren
Ludwig Verlag
ISBN 978-3-453-28069-4