Natürlicher Zeckenschutz bei Haustieren
Ein hundertprozentiger Schutz ist praktisch unmöglich, doch das Repertoire an natürlichen Mitteln lässt sich clever kombinieren.
Von Mag.a Ines Siegl
Das Drama mit den lästigen Zecken bei unseren Haustieren sind bekanntlich nicht deren Stiche, sondern durch Bakterien übertragene Infektionskrankheiten wie Borreliose und Babesiose. Der Markt für Zecken-Schutz und -Abwehr ist entsprechend groß, auch für Haustiere, und reicht von chemischen Insektiziden (Nervengiften) bis hin zu Kokosöl und B-Vitaminen. Ein hundertprozentiger Schutz ist praktisch unmöglich, doch das Repertoire an natürlichen Mitteln lässt sich clever kombinieren.
Zeckensaison – damit ist meist die Zeit zwischen März und Oktober gemeint. Das trügt, denn die mehrjährigen Spinnentiere sind schon ab einer Temperatur von acht Grad aktiv und können je nach Zeckenart, Mikroklima und Witterung das ganze Jahr über lästig und gefährlich werden. Einen nicht minder gefährlichen Eindruck macht auch manches chemische Zeckenschutzmittel für Haustiere. Einige Produkte enthalten niedrig dosierte Nervengifte, deren Neben- und Langzeitwirkung nicht ausreichend erforscht ist. Diese Art von Zeckenschutzmittel wird sogar in Zusammenhang gebracht mit chronischen Krankheiten, Epilepsien und Krebs. Dabei mangelt es nicht an natürlichen Methoden, die sich für einen optimierten Schutz auch hervorragend miteinander kombinieren lassen.
Gesunde Ernährung als Basis
Der wichtigste und beste Schutz vor Parasiten ist ein gesunder Organismus mit einem starken Immunsystem. Das Phänomen ist auch bei Pflanzen zu sehen: Schwächelt eine Pflanze, ist die Wahrscheinlichkeit viel höher, dass sie von Milben oder Laus-Populationen befallen wird. Die Basis für den (Zecken-)Schutz bei Tier (und Mensch und allen Lebewesen) bildet deshalb eine artgerechte und individuell angepasste Ernährung, denn ohne sie hilft selbst der beste Zeckenschutz nichts.
B-Vitamine
B-Vitamine sind auch für Hunde und Katzen essentielle Vitamine, die über die Nahrung zugeführt werden und eine wichtige Rolle bei diversen Stoffwechselprozessen (unter anderem Energiegewinnung und Zellaufbau) spielen. Die zeckenabwehrende Wirkung basiert darauf, dass B Vitamine bei der Verstoffwechselung für Zecken unangenehm riechen. Für Mensch und Tier ist dieser Geruch nicht abstoßend, wenn überhaupt wahrnehmbar.
Bierhefe, ein Nebenerzeugnis des Brauvorganges, die auch als B Vitamin-Quelle angeboten wird, enthält nicht zwingend alle nötigen B Vitamine in entsprechender Menge und kann aufgrund der enthaltenen Hefe unangenehme Reaktionen auslösen.
Im Körper gespeichert werden die wasserlöslichen B Vitamine nur in geringen Maßen, Überschüsse werden über die Harnwege ausgeleitet. Eine Überdosis ist kaum möglich bis unwahrscheinlich und äußert sich durch Hautirritationen oder allergische Reaktionen. Die tägliche Dosis richtet sich nach der Größe des Tieres und dem daraus resultierenden Bedarf. Am Beispiel des Dr. med. Ehrenberger Vitamin-B-Komplex (aus Quinoakeimlingen) ist die empfohlene Dosis eine Kapsel bei Tieren bis zehn Kilogramm Körpergewicht, ein bis zwei Kapseln für Tiere von zehn bis 25 Kilogramm und zweimal täglich ein bis zwei Kapseln für Tiere ab 30 Kilogramm Körpergewicht. Dazu die Kapsel öffnen und den Inhalt zum Futter geben. Größere Hunde nehmen die Kapseln teils auch als Leckerli an.
Auf einen Blick
Auf einen Blick
- Der wichtigste Schutz sind ein gesundes Immunsystem und eine artgerechte, bedarfsorientierte Ernährung.
- Natürliche Zeckenabwehr ist keine einmalige Akut-Maßnahme, sie wird je nach Witterung auch ganzjährig angewendet und besteht idealerweise aus mehreren Methoden in Kombination.
- Klären Sie bitte sorgfältig ab, welche natürlichen Mittel für Ihr Tier geeignet sind, und halten Sie sich an vorgegebene Dosierungen.
- Bevorzugen Sie stets naturreine, kaltgepresste Öle und hochqualitative Rohstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau.
- Das Absuchen des Tieres nach Zecken gehört trotz aller Maßnahmen immer zur Routine.
Kokosöl
Das Öl enthält Laurinsäure, der eine antivirale, antibakterielle und antiparasitäre Wirkung zugeschrieben wird. Kokosöl ist äußerlich und innerlich anzuwenden – idealerweise kombiniert – und kann sowohl bei Katzen als auch bei Hunden eingesetzt werden. Äußerlich wird das Kokosöl (vor jedem Spaziergang) ins Fell einmassiert, zur Einnahme wird das Öl täglich dem Futter beigegeben. Die empfohlene Dosierung liegt bei einem Milliliter Öl pro Kilo Körpergewicht. Kokosöl hat den angenehmen Nebeneffekt, Haut und Fell zu pflegen und die Wundheilung zu begünstigen, auch soll es gegen Mundgeruch helfen. Achtung: Die zusätzlichen Kalorien durch das Öl beim Füttern bedenken.
Schwarzkümmelöl
Echter Schwarzkümmel = Nigella sativa
Das Öl ist giftig für Katzen! Für Hunde kam Schwarzkümmelöl als Zeckenschutzmittel spätestens 2014 ins Gespräch durch den Regensburger Gymnasiast Alexander Betz. Er stellte fest, dass es zu keinen Zeckenbissen kam, nachdem sein Hund aufgrund einer Allergie Schwarzkümmelöl als Nahrungsergänzung bekommen hatte. Im Rahmen von „Jugend forscht“ wies Betz nach, dass Zecken tatsächlich (Blut- und Schweiß-)Proben mieden, die mit Schwarzkümmelöl versehen waren. Betz’ Versuche können zwar nicht als valide Studie gelten oder die Wirkweise des Öls aufschlüsseln, jedoch inspirieren sie Hundefreunde seit ihrer Veröffentlichung dazu, diese Alternative selbst zu versuchen. Dafür spricht, dass der Schwarzkümmel eine lange Tradition als Naturheilmittel hat, dem eine stärkende und stabilisierende Wirkung auf die körperliche Abwehr zugeschrieben wird.
Für die innerliche Anwendung ist zu berücksichtigen, dass Schwarzkümmelöl die Leber beanspruchen kann – problematisch für Hunde mit Vorbelastung oder trächtige Hündinnen. Eine genaue Dosierung ist daher sehr wichtig, wobei zweimal acht Tropfen als angemessen zu sehen sind für einen 30 Kilo-Hund. Alternativ zur Einnahme eignet sich auch die äußerliche Anwendung. Dafür massieren Sie je nach Größe und Felllänge des Hundes zehn bis 15 Tropfen Schwarzkümmelöl in die Haut ein.
Ätherische Öle
Alle infolge aufgezählten ätherischen Öle werden für Katzen als giftig eingestuft (Ausnahme: Produkte in Apothekenqualität, ausschließlich in Begleitung durch Spezialisten). Als äußerlicher Zeckenschutz für Hunde eignen sich erfahrungsgemäß: Oregano-Öl, Pfefferminz-Öl, Teebaum-Öl, Zitronengras und Zitroneneukalyptus. Niem-Öl gilt als besonders wirksames Spot-on-Mittel. Sofern der Geruch vom Tier angenommen wird, sind ätherische Öle als recht zuverlässige Zeckenabwehr angesehen. Zur Aufrechterhaltung der Schutzwirkung gilt es, die Anwendung vor jedem Spaziergang zu wiederholen.
Tipps von der Tierärztin
Die ganzheitliche Tierärztin Frau Mag. Eva Fürnschuß hat die oben gelisteten Punkte geprüft und empfiehlt über die beschriebenen Mittel hinaus, Hunden einmal in der Woche eine Knoblauchzehe zu geben. Auch berichtet sie von guten Erfahrungen mit Zedernholz im Hundebett. Katzen reagieren ihrer Erfahrung nach gut auf Zistrosentinktur (ein Tropfen täglich) und Katzenkralle (innerlich), während sowohl Hunde als auch Katzen vom Heilpilz Coriolus profitieren (allgemeiner Parasitenschutz).