Adaptogene
Adaptogene helfen mit ihrer speziellen Pflanzenintelligenz dabei, Stress besser zu bewältigen.
Von Mag.a Ines Siegl
Außergewöhnliche Zeiten brauchen außergewöhnliche Pflanzen: Adaptogene helfen mit ihrer speziellen Pflanzenintelligenz dabei, Stress besser zu bewältigen. Sie steigern sowohl Widerstandskraft als auch Leistungsfähigkeit und überzeugen mit einem positiven Effekt bei stressinduzierten Krankheiten. Erfahren Sie hier, was die Generalisten unter den Heilpflanzen mit der russischen Armee zu tun haben und welche Kriterien eine Pflanze erfüllen muss, um dazuzugehören.
Hart im Nehmen – das beschreibt die Heilpflanzengruppe der Adaptogene sehr gut. Denn ihre Vertreter sind alles andere als zimperlich in ihren Ansprüchen und gedeihen selbst unter widrigen Umständen. Der Name Adaptogene ist abgeleitet vom lateinischen Wort adaptare, bedeutet „anpassen“ und spielt auf die bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit dieser Pflanzen an – selbst extreme Wetterbedingungen und große Temperaturschwankungen können ihnen kaum etwas anhaben. Zur Gruppe zählen außergewöhnliche Vertreter der Heilpflanzen wie Rosenwurz (Rhodiola rosea), Maca (die Power-Knolle der Inkas) und Tribulus (Erd-Stechnuss), aber auch Heilpilze wie Reishi und Cordyceps. Das Besondere an dieser Gruppe ist: Sie alle vereint das bedeutsame Potenzial zur Verbesserung vieler neuropsychologischer Störungen durch ihre ausgleichende Wirkung auf Energielevel, kognitive Fähigkeiten, Erinnerungsvermögen, Aufmerksamkeit sowie die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit – vor allem unter Stress und erhöhter Belastung.
Generalisten
Im Gegensatz zu vielen anderen (Natur-)Heilmitteln sind Adaptogene nicht auf eine Wirkweise spezialisiert, vielmehr sind sie Generalisten, die modulierend auf den Organismus wirken, um alle Körperfunktionen ins gesunde Gleichgewicht zu bringen (Homöostase). Adaptogene wirken wie wandelbare Regulatoren, erhöhen die Anpassungsfähigkeit des Organismus an Stressoren und bewahren den Organismus vor Schädigungen, die durch diese Stressoren ausgelöst werden können. In bekannten Heiltraditionen wie der Ayurveda oder TCM gelten Adaptogene seit Jahrhunderten als Stärkungsmittel. Die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen reichen zurück ins Jahr 1947 und fanden in der ehemaligen Sowjetunion statt.
Dort untersuchte der russische Toxikologe Dr. Nikolai V. Lazarev 4000 Pflanzen mit einem beachtlichen interdisziplinären Team aus 1200 Forschern, so die Geschichte. Lazarev prägte die Bezeichnung „Adaptogen“ und beschrieb 12 Vertreter im Zuge dieser Untersuchung.
Lazarev war 1928 nach seiner Promotion in Medizin eingangs damit befasst, die Auswirkungen von Industriechemikalien zu untersuchen, deren Verbreitung stetig zunahm. In der Zeit des zweiten Weltkrieges erforschte Lazarev schließlich die Auswirkungen von militärischen psychotropen Stimulanzien, genauer Amphetamine und Kokain. Diese waren gesetzlich nicht verboten und beliebt bei den Armeen, weil sie sich kurzfristig und in manchen (Kampf-)Situationen von Vorteil zeigten. Ihr anhaltender Einsatz zeigte jedoch rasch die äußerst negativen Konsequenzen: lange depressive Phasen und anhaltende Schäden. Lazarev machte sich daher auf die Suche nach leistungssteigernden Substanzen, die bei längerer Einnahme positiv, ausgleichend und stärkend wirken und keine Abhängigkeit erzeugten. So kam es dazu, dass die oben genannten 1200 Forscher über 4000 Pflanzen auf den Prüfstein stellten und Lazarevs Arbeit von der folgenden Generation von Wissenschaftlern bis in die 1960er weitergeführt wurde. Zu diesen Nachfolgern Lazarevs zählen Israel I. Brekhman und Igor Dardymov, die 1969 eine formale Definition für Adaptogene lieferten (mehr dazu etwas weiter unten).
Wenn Sie jetzt glauben, die Russen hätten nicht versucht ein synthetisches Adaptogen zu erschaffen, dann täuschen Sie sich… Dieses Unterfangen misslang schlichtweg und es war deutlich, dass die Natur auf ihrer Klaviatur der Biochemie die optimalen Lösungen komponiert, an deren Raffinesse kaum je ein Wissenschaftler in seinem Labor herankommt.
So zeigten sich die Naturheilmittel, die von Lazarev und seinen Nachfolgern als Adaptogene erforscht wurden, als besonders hilfreich in der Behandlung vom asthenodepressiven Syndrom, Asthenie (Kraftlosigkeit) und Neurasthenie (Nervenschwäche), allesamt Zustände die charakterisiert sind von Erschöpfung, Schwäche, Reizbarkeit, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, kognitiver Beeinträchtigung wie auch Erinnerungsschwierigkeiten, Stress, Depression und Angstzuständen.
Anti-Stress-Effekt
Worauf der EMA-Bericht auch eingeht, sind die pharmakologischen Studien, die seit den 90ern auf dem Gebiet der Adaptogene gemacht wurden. Wohlgemerkt: Die Adaptogen-Forschung vor dem Jahr 1990, und somit auch alle Erhebungen von Nikolai V. Lazarev und seinen Nachfolgern, entspricht zwar nicht den heute geltenden Standards, deutet aber auf die Wirksamkeit und Sicherheit von Adaptogenen in der Behandlung von psychischen Störungen. Moderne Untersuchungsmethoden haben seit 1990 diese Wirkung weiter dokumentiert. So auch, dass Adaptogene das Nervensystem stimulieren, dabei aber andere Stoffwechselregulative als Stimulantien verwenden und, dass sie die Art modulieren, wie der Organismus auf Reize reagiert.
Der Anti-Stress-Effekt der Adaptogene rührt daher, dass sie die Stress-Reaktion in der Alarm-Phase reduzieren, somit die Erschöpfungsphase verringern und einen gewissen Schutz gegen Stress erzeugen. Darüber hinaus bauen Adaptogene nach Stress oder Erschöpfung Kraftreserven im Körper auf. Klinische Untersuchungen zeigten die Effektivität der Adaptogene bei Menschen, die einem hohen Maß von körperlicher und geistiger Anstrengung ausgesetzt sind. Jedoch sind diese klinischen Untersuchungen noch nicht in dem Umfang vorliegend, dass sie im Sinne der EMA das Konzept der Adaptogene bestätigen würden. Weitere Forschung ist daher nötig, um die Argumentation zu belegen. Bis dahin sieht die EMA den Begriff Adaptogen als nicht angemessen für eine (medizinische) Vermarktung, lässt ihn aber als Grundlage für die weiterführende Evaluierung traditioneller Naturheilmittel gelten.
Was zählt nun als Adaptogen?
Nachdem der Hintergrund beleuchtet ist, schauen wir uns nun einige der Pflanzen an, die laut der oben genannten Definition zu den Adaptogenen gezählt werden.
Jiaogulan
Bereits in alten chinesischen Schriften wurde Jiaogulan (Gynostemma pentaphyllum) erwähnt. Die Rankpflanze ist viermal so reich an Gypenosiden (bestimmte Saponine) wie Ginseng, jedoch ohne zu überreizen, was bei Ginseng häufiger der Fall ist. Seinen Beinamen „Kraut der Unsterblichkeit“ trägt Jiaogulan, weil es in der Region Guizhou traditionsgemäß täglich als Tee getrunken wird und unter den Bewohnern der Region eine außergewöhnlich hohe Zahl an über 100-jährigen zu finden sind.
Die in Jiaogulan enthaltenen Gypenoside beugen stressbedingte Erkrankungen vor, indem sie das körpereigene Enzym Superoxiddismutase anregen – ein äußerst wirksames Antioxidans, das unter anderem die Gefäße vor freien Radikalen schützt. Darüber hinaus verbessert Jiaogulan die Pumpleistung des Herzens und damit auch die allgemeine Durchblutung. Der Blutdruck wird, wie bei Ginseng (das auch zu den Adaptogenen zählt), im normalen Bereich gehalten, zu niedriger Blutdruck wird angehoben. Bei einer Vergleichsuntersuchung zwischen Ginseng, Jiaogulan und einem blutdrucksenkenden Medikament (Indapamide) wurde an 223 Patienten (drei Gruppen) folgende Effektivität gemessen: Ginseng 46 %, Jiaogulan 82 % und Indapamide 93 %. Jiaogulan kam also sehr nahe an die Wirkung eines Medikaments heran. Die Vorteile von Jiaogulan sind aber noch umfangreicher: LDL-Cholesterin, Triglyceride und Übergewicht werden gesenkt und der Verklumpung der Blutplättchen wird entgegengewirkt. Jiaogulan beugt so Thrombosen vor. Sogar auf den Herzrhythmus des Ungeborenen hat Jiaogulan erstaunliche Wirkungen, wie bei 30 Schwangeren mit Herzarrhythmien des Fötus festgestellt wurde. Der Erfolg war 100 %ig.
In der chinesischen Medizin wird Jiaogulan seit langem verwendet – es gilt als Qi-Tonikum – und seine Wirkung wurde in klinischen Studien untersucht. Selbst bei hoher Dosierung konnten keinerlei Nebenwirkungen festgestellt werden. Jiaogulan wirkt ausgleichend auf das zentrale Nervensystem, beruhigend auf überbeanspruchte Nerven und anregend auf schwache Nerven. Gleichzeitig sorgt Jiaogulan für eine schnellere Erholung nach der Anstrengung und für besseren Schlaf. Auch sind seine Wirkung auf das Gedächtnis und die Impulsleitung durch die optischen Nervenbahnen (wichtig bei MS Patienten) positiv getestet worden (Zhou YL, Qin Z, Sheng C, Zhang YL, Journal of Wenzhou Medical College, 1991, 1: 17-20). Hervorragende Ergebnisse zeigten auch die Untersuchungen von Jiaogulan bei Sportlern: es reduziert die Milchsäurekonzentration, verbessert die anaerobe Leistung und das Verhältnis von Testosteron zu Cortisol im Blut. (Fang ZL, Xie MH, Deng J, Yang ZY, Journal of Tionjin Institute of Physical Education, 1997, 12 (4):11-13.
Auch der positive Einfluss von Jiaogulan auf Blutfettwerte, Blutzucker und die Bildung weißer Blutkörperchen konnte gezeigt werden. Weiters wurde Jiaogulan erfolgreich bei chronischer Gastritis eingesetzt (90,7 % Effektivität bei 151 Patienten) und auch bei Entzündungsprozessen, wie sie bei Hepatitis und Bronchitis auftreten, konnte im Rahmen von Studien eine Verbesserung der Symptome verzeichnet werden.
Maca
Die Knollenpflanze, die in den Höhenlagen der peruanischen Anden wächst, wird dort bereits seit circa 2.000 Jahren angebaut und findet Verwendung als Nahrung, Gewürz, aber auch als Naturheilmittel. Maca ähnelt unserem heimischen Rettich und schmeckt auch vergleichbar. Wie bei vielen Knollengewächsen ist die Konzentration der Wirkstoffe in der Wurzel am stärksten, weshalb diese auch für die Herstellung des Naturheilmittels verwendet wird.
Die Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit durch den Konsum von Maca kann zurückgeführt werden auf den Kohlenhydratanteil von 50 % sowie den relativ hohen Anteil an hochkonzentrierten und reinen Proteinen. Die Macaproteine enthalten besonders viel Arginin, eine Aminosäure, die als fruchtbarkeitsfördernd gilt und in vielen Produkten zur Steigerung der Libido enthalten ist.
Außerdem enthält die nährstoffreiche Knolle auch einen beachtlichen Anteil an essentiellen Aminosäuren, Fettsäuren und Phospholipiden, die für die Gehirnfunktionen (Konzentration und Gedächtnis) wichtig sind. Eisen, Zink, Magnesium, Calcium, wichtige Mineralstoffe, Saponine, nahezu alle Vitamine und über 300 weitere Substanzen wie Farbstoffe und ätherische Öle runden das Bild ab. Betrachtet man die Nährstoffe insgesamt, so eignet sich Maca als hochwertiges und ausgewogenes Nahrungsmittel, welches sogar von der NASA für die Astronauten-Nahrung verwendet wird.
Die gesundheitsfördernde Wirkung von Maca basiert weiters auf dem Einfluss, den die Wurzel auf unser endokrines System nimmt. Dieses Drüsensystem ist das Kontrollzentrum für die Produktion von Hormonen. Maca enthält Phytohormone, das sind Substanzen, die in Pflanzen ähnlich wirken wie Hormone in uns. Diese Phytohormone sind in der Lage unsere Hormonrezeptoren zu stimulieren und dadurch unseren Hormonhaushalt zu regulieren indem es als Verstärkung und Auffrischung für unser endokrines System wirkt, was den Informationsfluss innerhalb des Systems unterstützt.
Durch diese Fähigkeit nimmt Maca positiven Einfluss auf unseren Metabolismus, unsere Vitalität, Sexualität, Libido, Ausdauer und Fruchtbarkeit, unsere Lebenseinstellung und allgemein unser Wohlbefinden.
Reishi (Ganoderm lucidum)
Der Reishi, auch glänzender Lackporling genannt, gilt seit jeher als der wirkkräftigste Vitalpilz. Seit 4000 Jahren ist Reishi im Orient im Einsatz und wird dort als „Pilz des langen Lebens” bezeichnet. Zu seinen Eigenschaften zählen die Stärkung des Immunsystems, Hilfe bei Allergien, Förderung von Entgiftung sowie der Funktion sämtlicher Organe, Stärkung des Herzens und der Leber. Auch in der Krebsbegleitung wird Reishi eingesetzt, da er als Qi-Spender mit antioxidativer Wirkung gilt.
Durch die enthaltenen Polysaccharide stärkt der Reishi das Immunsystem und ist besonders bei reduziertem Immunstatus infolge chronischer Erkrankungen wirksam. Reishi wirkt antiviral und antibakteriell, ist auch geeignet bei Grippe und Herpes, Rheuma, Morbus crohn und Lupus erythematodes. Ebenso zeigt Reishi eine hohe Aktivität gegen die Bakterien Aspergillus niger, Bacillus cereus, Escherichia coli und Candida albicans.
Reishi wirkt entzündungshemmend und entfaltet seine antiallergische Wirkung unmittelbar bei der Ausschüttung von Histamin, da der Pilz darauf abzielt, die überschießende Histamin-Produktion zu vermindern und damit speziell in der Allergiezeit Linderung schaffen kann. Auch bei Nahrungsmittelallergien kann er eingesetzt werden, dazu sollte er eine Stunde vor der Mahlzeit eingenommen werden.
Interessant ist ebenfalls die fördernde Wirkung des Reishi auf Milz, Leber, Lunge, Herz und Niere. Er tonisiert Milz-Qi und Herz-Blut und hilft, Gifte auszuleiten, was die Leber entlastet. Er kann außerdem positive Auswirkungen auf das gesamte Verdauungssystem haben, die gesunde Darmflora stärken und das natürliche Gleichgewicht der Mikroorganismen im Darm bewahren. Seine deutlichen blutzuckersenkenden Eigenschaften unterstützen Diabetiker und Entzündungen klingen schneller ab. Sogar bei Haustieren kann der Vitalpilz eingesetzt werden.
Die positive Wirkung des Reishi auf Herz, Kreislauf und Gefäße ist auf seine Triterpene zurückzuführen. Sie senken Cholesterin und Triglyceride, hemmen die Blutgerinnung, wodurch sich die Fließfähigkeit des Blutes verbessert. Unter anderem ist das günstig bei Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko und bei Tinnitus. Interessant ist Reishi auch für Raucher: Studien zeigen einen Rückgang von Krankheitssymptomen, die durch das Rauchen bedingt sind.
Als Adaptogen erleichtert Reishi in Stresssituationen die Anpassung, sodass die übermäßige Ausschüttung von Stresshormonen reguliert wird. Dadurch schont er die Nerven, aber auch den gesamten Organismus und fördert Entspannung durch die Beruhigung des zentralen Nervensystems. Reishi fördert auch die Sauerstoffaufnahme im Körper und steigert die Ausdauer. Er vitalisiert und kräftigt, fördert die Regeneration, gilt neben Ginseng als wichtigster Jungbrunnen in der chinesischen Medizin.
Tribulus terrestris (Erdstachelnuss)
Manche bezeichnen die Pflanze als „natürliches Viagra“ und in der TCM ist sie schon lange bekannt als bewährtes Mittel zur Steigerung der Libido. Verantwortlich sind enthaltene Phytohormone, die eine verjüngende Wirkung auf den ganzen Organismus haben.
Die Erdstachelnuss, auch Gokshura, Erdsternchen oder Erd-Burzeldorn genannt, gehört zur Familie der Jochblattgewächse. Das Kraut wird 12 Jahre alt und breitet sich flach über dem Boden aus. Durch diesen kompakten Wuchs und sein feines Wurzelnetz kann es selbst in unwirtlichen, trockenen Gegenden überleben.
Tribulus stammt ursprünglich aus Westasien und ist heute in vielen (subtropischen) Gebieten Asiens, Afrikas und Australiens heimisch. In Indien besiedelt die Pflanze Regionen bis zu 5.000 Metern Seehöhe und auch in südamerikanischen Wüstenregionen ist sie anzutreffen. Nicht bei allen ist sie beliebt, da ihre spitzen Früchte bei Berührung mit der Haut unangenehme Verletzungen hervorrufen können. In der traditionellen Medizin Chinas und Indiens gilt die Erdstachelnuss nicht desto trotz als wichtiges Mittel zur Verbesserung der Sexualität. Ihre Vielseitigkeit eignet sich darüber hinaus für eine Vielzahl weiterer Beschwerden: von Übelkeit, Entzündungen aller Art, Hautkrankheiten und Herzschwäche bis zu Harnsteinen.
Für medizinische Zwecke wird die ganze Pflanze genützt, wobei sich der höchste Gehalt an Wirkstoffen in den Früchten und Wurzeln befindet. Das Adaptogen enthält Linolsäure, Peroxidase, natürliche Steroide (Diosgenin, Chlorogenin, Ruscogenin u. a.), Saponine, Flavonoide (Rutin, Quercetin, Kaempferol), Tannine, Alkaloide und ätherische Öle.
Neue Studien bestätigen die traditionelle Anwendung von Tribulus als Mittel zur Förderung der Erektion, der Spermienqualität und Libido. Das enthaltene Prohormon DHEA stellt eine Vorstufe der Sexualhormone beider Geschlechter dar. Es stimuliert sowohl die Produktion von Testosteron für den Mann als auch von Estradiol für die Frau. DHEA ist ein natürlicher Gegenspieler des Stresshormons Cortisol, weshalb Erdstachelnuss einen regenerierenden und verjüngenden Effekt auf den gesamten Organismus hat.
Bei Männern wirkt es der Vergrößerung der Prostata entgegen, bei Frauen regt es die Follikelbildung in den Eierstöcken an. Cholesterinspiegel und Blutdruck verbessern sich, das Körperfett wird vermindert. Im Sport soll Tribulus für mehr Muskelaufbau und Kraft sorgen, sowie für kürzere Erholungszeiten nach Verletzungen. Enthaltene Saponine hemmen Bakterien, Viren und Pilze. Dazu wurden entwässernde, entkrampfende und schmerzlindernde Eigenschaften festgestellt.
Tribulus ist erhältlich als Tee, Tinktur oder in Kapselform. Als empfohlene Einnahmemenge gelten 500 - 1.500 mg pro Tag, wobei die Kapseln zu den Mahlzeiten mit viel Wasser eingenommen werden sollten. Da es bezüglich einem Langzeitgebrauch nicht genügend aussagekräftige Daten gibt, sollte man besser auf Tribulus-Kuren von maximal 3 Monaten setzen und danach eine Einnahmepause von 6 Wochen einlegen. Beachten Sie, dass bei gleichzeitiger Einnahme von Tribulus und anderen Medikamenten der zuständige Hausarzt zu informieren ist, da Wechselwirkungen nicht vollkommen ausgeschlossen werden können. Bei einer Überdosierung kann es zu Lichtempfindlichkeit sowie Magen-Darm-Problemen kommen. Für Kinder, Schwangere oder Stillende ist die Pflanze nicht geeignet. Leistungssportler, die auf Doping untersucht werden, sollten ebenfalls auf die Einnahme verzichten, da Tribulus zu einer positiven Doping-Probe führen kann.
Rhodiola rosea (Rosenwurz)
Eine Pflanze der Extreme – das ist der Rosenwurz, der an Standorten zu finden ist, die sonst nur von wenigen Pflanzen vertragen werden. Gebirge und Felsspalten, Felsvorsprünge und Moore mit wechselhaften und herausfordernden Bedingungen, vorwiegend in der Arktis und Eurasien, dort gedeiht der Rosenwurz. Die Pflanze aus der Familie der Dickblattgewächse hat einen kompakten Wuchs, bevorzugt feuchte Böden und ist mit ihrem dicken Rhizom (Wurzelstock) sehr gut an ihren kargen Lebensraum angepasst. Bereits die Wikinger und die Einwohner Sibiriens schätzten die positiven Eigenschaften von Rhodiola, die ihren Namen trägt, weil die frisch geschnittene Wurzel den Duft von Rosen verströmt.
Der Rosenwurz bietet das, was sich viele Menschen heute wünschen: Viel leisten können, sich alles merken, gut drauf sein und dabei nicht so anfällig sein für Stress und seine negativen Folgen. Das klingt fast schon übertrieben, schenkt man jedoch vielen Untersuchungen Glauben, so ist dem Rosenwurz sehr viel zuzutrauen. Dr. Richard P. Brown, Professor für Psychiatrie, widmete dem Adaptogen das Buch „The Rhodiola Revolution“. Im Selbstversuch stellte Brown fest, der zu Beginn der Einnahme völlig gesund war, dass er einen klareren Kopf hatte und sein Energielevel höher war, während er sich leichter entspannen konnte. Darüber hinaus erholte er sich nach dem Sport schneller und war in der Lage mehr in der Arbeit zu leisten.
Ein wesentlicher Grund für die positive Wirkung, ist die durch Rhodiola verstärkte Ausschüttung und gesteigerte Wirksamkeit der Botenstoffe des Gehirns Serotonin, Dopamin und Norepinephrin. Dadurch steigen Wohlgefühl und Antrieb, die vermehrte Gehirnaktivität macht lebendiger und führt zu besserer Konzentration. Auch der Endorphinspiegel (Glücksgefühle) wird erhöht. Zahlreiche Studien zeigten eine deutliche Verbesserung von Lernkapazität, Denkleistung, Aufmerksamkeit und Gedächtnis. Eine antidepressive Wirkung wurde in einer Studie mit 150 Personen nachgewiesen, die unter klar diagnostizierten Depressionen litten. Nach einem Monat waren bei zwei Dritteln der Teilnehmer keine Symptome mehr feststellbar. Gleichzeitig nahmen ihre Aktivitäten zu und sie waren geselliger als bei Studienbeginn. Sowohl tageszeitliche als auch allgemeine Erschöpfung waren verschwunden.
Mittlerweile gibt es unzählige Studien zur positiven Wirkweise von Rhodiola. Die Erkenntnisse umfassen auch die positive Beeinflussung des Hormonhaushaltes (sowohl bei Männern als auch bei Frauen) sowie die Verbesserung der Sexualfunktion und Fruchtbarkeit.
In den siebziger Jahren war Rhodiola die „Geheimwaffe“ russischer Sportler und Kosmonauten, die damit ihre mentale und psychische Energie stärkten. Dabei schützt Rhodiola den Körper vor den Folgen von Stress: es kommt zu einer Anpassung der natürlichen Stressreaktion, Gehirn und Herz profitieren von der Reduktion der körpereigenen Stresshormonausschüttung (Corticotropin Releasing Factor). Weiteren Inhaltsstoffen werden herzschützende, krebsvorbeugende, gewichtsreduzierende und aufgrund der Verbesserung der Reparaturmechanismen in der DNA auch noch verjüngende Wirkung zugeschrieben.
Cordyceps sinensis
Cordyceps ist ein chinesischer Pilz, der Energieniveau, Libido, Potenz und körperliche Leistungsfähigkeit steigert. Ganz nebenbei wirkt er auch positiv bei Asthma und stärkt die Lungenfunktion. Chinesischen Athleten gelang es vor ein paar Jahren unter einer mit Cordyceps angereicherten Diät Weltrekorde aufzustellen. Der Grund dafür ist, dass durch Cordyceps die maximale Sauerstoffaufnahme zunimmt, die anaerobe Schwelle deutlich ansteigt, Ermüdung erst später eintritt und die Erholungszeit nach körperlicher Belastung verkürzt wird.
Eine chinesische Studie mit älteren Patienten, die an Müdigkeitssyndrom litten, bestätigte die signifikante Verbesserung im Wachheitsgrad mit 80-90%. Sie konnten Kälte besser ertragen, ihr Gedächtnis war besser und sie waren sexuell aktiver.
Nichts für den Akutfall
Die Liste der bisher definierten Adaptogene ist hiermit nicht zu Ende. Weitere Vertreter sind Ginseng, Schisandra, Amla, Ashwagandha und Eleuthero. So mancher Naturheilkundler würde auch Pflanzen wie den Sanddorn gerne zu den Adaptogenen zählen – in Fällen wie diesem ist zu bedenken, dass die Definition der Adaptogene in Bezug auf die jeweilige Pflanze genau zu prüfen ist. Was Adaptogene definitiv nicht sind, ist eine Akutmaßnahme. In der Regel brauchen die Pflanzen mehrere Tage bis Wochen, bis sich ihre Wirkung bemerkbar macht. Gibt man den Heilpflanzen aber die Zeit, um ihre Pflanzenintelligenz im Körper zu entfalten, steht bald fest: Wir brauchen mehr von diesen cleveren Generalisten.